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Tsikoudia

Raki kennen sicher die meisten von uns. Aber was ist Tsikoudia? Etwas ähnliches? Oder etwas ganz anderes? Nun auf alle Fälle etwas typisch Griechisches und etwas wirklich Gutes.

Tsikoudia könnte man als das Nationalgetränk der Bewohner der Insel Kreta bezeichnen. Die Kreter trinken ihn zu jedem Anlass, vor dem Essen und nach dem Essen, zur Begrüßung und zum Abschied, bei Hochzeitsfeiern und zu Beerdigungen. Er ist für die Einheimischen aber nicht nur ein alkoholisches Getränk sondern auch eine Art Medizin. Sie trinken ihn heiß gemacht und mit Honig gesüßt bei Halsschmerzen und Erkältungen und kalt bei Völlegefühl und Magenschmerzen. Er hilft bei Kopfweh, bei schlechter Laune, bei Sorgen und Traurigkeit. Am liebsten aber trinken sie ihn zu den kleinen kulinarischen Köstlichkeiten, für die die griechische Küche berühmt ist und die, wie auch in der Türkei und vielen orientalischen Ländern, auch auf der Insel Kreta Meze genannt werden. Ob Chochli (Schnecken in Öl), ob Dolmades (gefüllte Weinblätter), Gigantes (Riesenbohnen mit Tomatensoße) gebackenen Feta, Tsatsiki, gegrillten Sardinen, Oktopus, gebratenenen Auberginen oder Paprika – ein Schlückchen Tsikoudia macht die kleine leckere Zwischenmahlzeit erst richtig vollkommen und bringt die großen gemütlichen Runden in den Tavernen in Schwung.

Tsikoudia

Tsikoudia ©iStockphoto/5PH

Und weil Kreter nun mal keine gewöhnlichen Griechen sind, ist Tsikoudia auch kein Ouzo, kein Raki und auch kein gewöhnlicher Tsipouro, aber dem letztgenannten ist er schon recht ähnlich. Ein relativ großer Unterschied besteht allerdings darin, dass beim Tsikoudia niemals Anis zugegeben wird und er auch nicht nach Lakritz schmeckt, wie der Ouzo oder der Tsipouro, die beiden griechischen Varianten des Raki sondern eher so ähnlich wie der italienische Grappa, klar und rein.

Die Geschichte des Tsikoudia

So ganz genau weiß man nicht, wie der Tsikoudia entstanden ist. Ja man weiß nicht einmal, wann und wo der erste Schnaps aus Trauben destilliert wurde. Möglicherweise passierte das zur gleichen Zeit in verschiedenen Teilen der Welt. Auf alle Fälle beherrschten es im Mittelalter die Araber, die Mauren die Byzantiner, die Osmanen und die Griechen. Allerdings war er für sie kein leckeres, alkoholisches Getränk sondern in erster Linie eine wirksame Medizin gegen verschiedenste Leiden. Es existieren auch verschiedene Geschichten darüber, dass im 14.Jahrhundert Mönche, die in den Klöstern auf dem Heiligen Berg Athos auf der Halbinsel Chalkidiki lebten, schon eine Art Raki destillierten. Das alkoholische Getränk verbreitete sich danach zuerst in Nordgriechenland und von da aus auch auf die griechischen Inseln. Auf Kreta wird sehr viel Wein gekeltert und deshalb fiel auch viel Trester an, der sich zum Brennen eignete. Bis ins 20.Jahrhundert hinein, wurde Tsikoudia ausschließlich in Hausbrennereien produziert und von vielen Kretern auch in der eigenen Küche gebrannt. Er war damals ein typischer „Bauernschnaps“ und günstig zu haben. Heute gibt es staatliche Lizenzen für das Schnapsbrennen und diese werden auch in Griechenland nur sparsam vergeben. Auf Kreta gibt es nur eine Handvoll größere Tsikoudia-Brennereien, aber etliche, kleinere Familienbetriebe, die ihren ganz speziellen und qualitativ hochwertigen Tsikoudia machen.

Wie wird Tsikoudia hergestellt?

Wie jeder Raki und auch der ihm sehr ähnliche Tsipouro wird auch der echte Tsikoudia aus Traubentrester gebrannt. Dieser Trester ist der Pressrückstand, der bei der Weinherstellung anfällt. Deshalb wird Tsikoudia vor allem im Herbst nach der Weinlese in großen Mengen destilliert. Der Traubentrester wird für ungefähr einen Monat eingemeischt und auf diese Weise zur Gärung gebracht. Dabei wird der Zucker in Alkohol umgewandelt. Anschließend wird die Maische erhitzt. dabei verdampft der Alkohol und wird anschließend mit Hilfe von Kühlschlangen wieder verflüssigt. Das dabei entstehende sehr hochprozentige Destillat nennen die Kreter Suma. Es wird mit klarem Bergwasser verdünnt, bis es einen Alkoholgehalt von 40 bis 50 Prozent (manchmal auch mehr) enthält und gut trinkbar ist. Das Erhitzen erfolgt in einem Kupferkassel, auf dessen Boden oftmals Olivenholzzweige gelegt werden. Sie verhindern das Anbrennen der Meische und verleihen dem fertigen Produkt sein ganz spezielles sehr geschätztes Aroma. Der Tsikoudia ist damit fertig. Er kommt in Tanks und später in Flaschen. Die Prozedur der Herstellung klingt eigentlich einfach, ist aber ein sehr komplexer Vorgang und es ist schon eine besondere Kunst, einen wirklich guten Tsikoudia herzustellen. Es gibt auf Kreta, aber auch im Fachhandel und im Internet auch leicht abgewandelte Tsikoudia-Sorten, zum Beispiel solche, die mit Honig, mit Zimt oder mit Gewürznelken versetzt werden. Diese Sorten heißen auch Rakomelo. Darüber hinaus gibt es auch einen Tsikoudia, der nicht aus Wein sondern aus weißen Maulbeeren gebrannt wird. Den nennen die Kreter oft auch Mourmoraki. Es gibt sogar Feigen-, Zitronen-und Erdbeer-Tsikoudia, aber der hat mit dem echten originalen Getränk natürlich nichts gemein.

Die edlen Weine der Kreter – ein Grund für die ausgezeichnete Qualität des echten Tsikoudia

Kreta ist die Nummer 1 der Weinregionen Griechenlands und die älteste dazu. Schon vor etwa 5.000 Jahren soll man hier Wein angebaut haben und der Legende nach war es der Gott des Weines, Dionysos persönlich, der den Kretern die Weinpflanzen schenkte und ihnen das Weinkeltern beibrachte. Dafür bekam er Ariadne, die Tochter von König Minos von Kreta zur Frau. Ob diese Geschichte nun stimmt oder nicht? Ganz gleich, auf jeden Fall wachsen auf Kreta ganz ausgezeichnete und weitgehend autochthone Traubensorten und man hat hier bei Ausgrabungen Jahrtausende alte Weinkeltereien vorgefunden. Auf mehr als 50.000 Hektar Anbaufläche wird heute ein Fünftel aller griechischen Weintrauben auf Kreta geerntet und die Tendenz ist sogar weiter steigend. Die Hauptanbaugebiete liegen um die Insel-Hauptstadt Heraklion, in der Region Archanes, rund um Peza, Sitia und Chania. Besonders bekannt sind die weiße Rebsorte Vilana und die roten Traubensorten Liatiko, Kotsifali und Mandilari und diese Traubensorten bilden die Ausgangsbasis für den echten Tsikoudia.

Wie wird Tsikoudia idealerweise getrunken?

Die Kreter trinken ihn pur und ohne Eis aus den typischen kleinen Schnapsgläschen oder aus kleinen Steingut-Bechern. Aber er schmeckt tatsächlich auch hervorragend als Longdrink, zum Beispiel als „Cretan Mule“ Dazu wird Tsikouda, Ginger Beer, Zitronensaft und Aperol mit Eiswürfeln und einem kleinen Basilikumzweig gemischt. Sehr lecker ist auch der “ Thyme for Raki“ mit Thsikouda, Zitronensaft, Gurkensaft, Eis und frischem Thymian. Der dritte Longdrink mit Thsikouda heißt Tsikou Sour und ist ein typischer Sommerdrink Gemixt wird er aus Zuckersirup, Orangensaft, Limettensaft, einem Eiweiß, Eiswürfeln und Tsikouda.

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